GROSSPROJEKT FÜR DEN ARTENSCHUTZ: ERLEBNIS-ZOO BAUT LAUFHALLE FÜR ELEFANTEN

So nimmt der Erlebnis-Zoo Hannover eine neue Rolle im Artenschutz wahr

Der Erlebnis-Zoo Hannover geht wieder einen großen Schritt auf seinem Weg zu noch mehr Artenschutz, Artenvielfalt und Bildungsangeboten. Bereits 2015 wurde mit dem Masterplan 2025+ die Planungsgrundlage für die künftige Weiterentwicklung des Zoos geschaffen. Geschäftsführer Andreas M. Casdorff hat nun im Ausschuss für Regionalplanung, Naherholung, Metropolregion und Europaangelegenheiten (RNME) drei Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund 19 Mio. Euro ausführlich vorgestellt, mit denen der Zoo in den kommenden Jahren noch mehr Menschen für Tiere, deren Schutz und den Erhalt ihrer Lebensräume begeistern will. Der Aufsichtsrat des Zoos hat allen Projekten bereits im Juni einstimmig zugestimmt.

Anforderungen im Wandel: Mehr Platz für Asiatische Elefanten

Der Schwerpunkt der Investitionen soll auf die Weiterentwicklung der bestehenden Anlage der Asiatischen Elefanten im Dschungelpalast gelegt werden. Denn die Anforderungen und Ansprüche an die Elefantenhaltung in Zoos sind im Wandel. Neben der bereits fortschreitenden Vergrößerung der Elefanten-Außenanlagen soll auch eine Laufhalle entstehen, die den Dickhäutern in der kälteren Jahreszeit mehr Auslauf und vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten bietet. Auch die Zoo-Besucher können die grauen Riesen dort dann aus vielen verschiedenen Perspektiven im Warmen beobachten. Edutainment-Stationen vermitteln obendrein spannendes Wissen über die Asiatischen Elefanten und den Artenschutz.

Elefantenbulle im Dschungelpalast - Fotocredit Erlebnis-Zoo Hannover

„Die Anlage ist so geplant, dass sie sowohl für Bullen als auch für Elefantenkühe sicher und geeignet ist. So bleiben wir flexibel in den Nutzungsmöglichkeiten“, sagt Zoo-Geschäftsführer Andreas M. Casdorff. „Dank der erfolgreichen Zucht der stark bedrohten Asiatischen Elefanten, haben sich die Elefantenpopulationen in den vergangenen Jahren in europäischen Zoos sehr positiv entwickelt“, berichtet er. Die Elefantenkühe leben in einem Herdenverband gemeinsam mit ihren Jungtieren. Ausgewachsene Zuchtbullen hingegen gelten als Einzelgänger, die nur zur Paarungszeit zur Herde dazustoßen. Während der weibliche Nachwuchs in der Regel in der mütterlichen Herde bleibt, verlassen heranwachsende Jungbullen den Familienverband und schließen sich häufig zu einer Junggesellengruppe zusammen. „Eine verantwortungsvolle Tierhaltung erfordert, dies auch in zoologischen Gärten der Wildbahn nachzuempfinden“, so Casdorff.

Durch die erfolgreiche Zucht der vergangenen 20 Jahre gibt es auch viele Jungbullen, die die Kuhherde nach einigen Jahren verlassen müssen. „Eine große Aufgabe des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms EEP ist es, neue wechselnde Junggesellengruppen in den europäischen Zoos zu gründen und dafür passende Zoos zu finden, um die Jungtiere der letzten Jahre verantwortungsvoll und gut unterzubringen, damit sie zu gestandenen Zuchtbullen heranwachsen können“, erklärt der Zoologische Leiter Klaus Brunsing. Die Zucht der Asiatischen Elefanten muss aufgrund der erreichten, stabilen Population zukünftig vom Europäischen Zoodachverband deutlich zurückhaltender vorangetrieben werden, um auch in Zukunft genetisch gesunde Populationen in menschlicher Obhut zu erhalten.

Wichtige Rolle im Artenschutz

Der Erlebnis-Zoo Hannover hat mit 18 Jungtieren seit 2003 einen immensen Beitrag zum Erhalt der stark gefährdeten Asiatischen Elefanten geleistet. Nun kann der Zoo eine neue, wichtige Rolle in der Zoogemeinschaft für den ex situ-Artenschutz übernehmen. Mit der Fertigstellung der neuen, großzügigen Elefantenanlage und Laufhalle soll vorerst eine Gruppe Elefantenbullen in den Dschungelpalast ziehen. „Wir kommen damit unserer Verantwortung innerhalb des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms nach und wollen mehreren jungen Bullen den Raum geben, zu adulten Männchen heranzuwachsen, ihre Kräfte zu messen und uns und den Besuchern viele spannende Momente zu bescheren“, sagt der Geschäftsführer. Eine Rückkehr zu einer züchtenden Herde ist dabei nicht ausgeschlossen.

Erlebnis-Zoo Hannover Elefantenlaufhalle_PASD
Fotocredit: PASD

Neues Zuhause für bedrohte Primaten

Neben den beeindruckenden Elefantenbullen können sich die Besucher noch auf weitere, neue Tierarten freuen: „Wir sind sehr stolz, dass wir den stark bedrohten Gibbons und den vom Aussterben bedrohten Orang-Utans in Hannover wieder ein Zuhause geben und eine neue Haltung beginnen werden“, verrät der Zoo-Geschäftsführer. Insbesondere Gibbons und Orang-Utans seien in ihren ursprünglichen Verbreitungsgebieten vom Aussterben bedroht. Durch die Zerstörung ihres Lebensraumes nimmt die Populationen in der Wildbahn kontinuierlich ab. „Wir sind begeistert, den Erhalt dieser eindrucksvollen Primaten in Menschenobhut zu stützen und werden uns gleichzeitig für in situ-Projekte einsetzen und uns einen Artenschutz-Partner vor Ort suchen, um diese besonderen Affen auch in der Wildnis zu schützen.“

Faszinierende Welt der Amphibien: Vielfalt und Artenschutz

Hoch spannend und komplex: Um künftig auch verstärkt Amphibien für Besucherinnen und Besucher erlebbar zu machen wird im Rahmen des Zoologicums, einer Welt, die Wissen schafft, im ehemaligen „Mullewapp“ eine neue Welt rund um die faszinierende Tierklasse entstehen. Dort können Gäste an verschiedenen Stationen unterschiedliche Amphibien kennenlernen und selbst ihre Besonderheiten sowie herausragenden Fähigkeiten erforschen.

Die Planung kann beginnen: Eine neue Laufhalle für Giraffen

Derzeit leben im Erlebnis-Zoo Hannover Rothschild-Giraffen zusammen mit Springböcken, Blessböcken und Pferdeantilopen auf einer weitläufigen Anlage im Süden des Sambesi. Beim Bau dieser Savannenlandschaft wurde das damalige Giraffenhaus allerdings nicht neu erbaut. Angedacht ist daher, die großzügige Außenanlage der Giraffen um ein modernes Giraffenhaus zu ergänzen, das den Anforderungen an die Haltung der Tiere langfristig entspricht. „Herzstück des neuen Gebäudes ist die Laufhalle, die auch bei schlechtem Wetter viel Bewegungsfreiheit sowie Möglichkeiten der Tierbeschäftigung für die Tiere bietet,“ so der Zoo-Geschäftsführer. Auch für dieses Projekt können die Planungen nun beginnen.

Erleben. Entdecken. Erhalten. Mit diesem Versprechen setzt der Erlebnis-Zoo sich täglich mit viel Leidenschaft als Botschafter für Tiere und deren Lebensraum ein. „Die Umsetzung dieser großen Projekte gibt uns und unseren Besucherinnen und Besuchern eine tolle Perspektive, schafft neue Attraktivität und wird unseren Zoo als einzigartigen Ort des Artenschutzes und der Bildung weiter stärken“, ist Casdorff überzeugt.

 

Was ist das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP)?

Zoos arbeiten über die Verbandsmitgliedschaft in der European Association of Zoos and Aquaria (EAZA) gemeinsam, zooübergreifend für den Artenschutz. Im Europäische Erhaltungszuchtprogramm wird die Zucht von hunderten Tierarten koordiniert. Ziel ist der Erhalt (genetisch) gesunder Populationen von Tierarten in menschlicher Obhut, um so Reservepopulationen für in der Wildbahn bedrohte Arten zu schaffen. Der Erlebnis-Zoo Hannover hat beispielsweise die Wiederansiedlung von in Zoos nachgezüchteten Addax-Antilopen in Tunesien und Marokko koordiniert und auch eigene Tiere „in die Wüste geschickt“. Grundlage dafür ist immer eine große und gesunde Zoopopulation - welche nur durch wissenschaftliches Management und Zusammenarbeit der Zoos funktioniert.