Schritt für Schritt
Eisbär-Jungtier im Erlebnis-Zoo Hannover lernt laufen
Noch etwas wackelig, manchmal gar unbeholfen oder auch rückwärts: Das Eisbär-Jungtier im Erlebnis-Zoo Hannover beginnt ganz langsam, Schritt für Schritt die Wurfhöhle zu erkunden. Inzwischen ist der Nachwuchs von Eisbärin Milana neun Wochen alt (*20. November). Nachdem sich Augen und Gehörgänge vor kurzem öffneten, können die Tierpfleger und Zoologen nun einen weiteren großen Schritt in der Entwicklung des Jungtiers auf den Videobildern beobachten: „Milanas Nachwuchs wird immer agiler. Das Jungtier beginnt zu laufen, übt das Gleichgewicht zu halten und die Koordination zu verbessern“, berichtet Eisbären-Kurator Fabian Krause. „Zwei bis drei Schritte schafft das Jungtier schon am Stück. Es werden aber bald schon mehr werden“, verspricht der Zoologe.

Eisbärin Milana hat nun alle Pfoten voll zu tun mit ihrem ersten Nachwuchs. Neben Schlafen und Trinken, stehen auch die ersten vagen Entdeckungstouren auf dem Tagesplan des kleinen Eisbären. „Das Kleine ist noch sehr wackelig auf den Beinen und muss lernen, die Füße zu sortieren“, erzählen die Tierpfleger aus Yukon Bay. Ab und zu schiebt es sich auch rückwärts durch das weiche Einstreu. „Und manchmal krabbelt es Milana sogar schon beim Putzen weg“, schmunzeln die Pfleger. Auch der Ausgang der Wurfhöhle scheint für das Jungtier spannend zu sein: „Aber Milana ist weiterhin sehr fürsorglich und aufmerksam, zieht ihr Kind wieder zurück, wenn es zu nah an den Ausgang kommt“, berichtet das Zoo-Team. Denn für einen ersten Ausflug ist es noch zu früh. Erst, wenn das Jungtier seiner Mutter sicher auch auf weiteren Strecken folgen kann, wird es die Höhle verlassen.

Dank Milanas sehr fetthaltigen Muttermilch ist das Eisbär-Jungtier weiter kräftig gewachsen. „Wir beobachten immer wieder, wie es ausgiebig trinkt, sich mit einem runden Milchbauch ausruht und dann wieder übt zu laufen“, zeigt sich Eisbären-Kurator Krause sehr zufrieden mit der Entwicklung von Hannovers erstem Nachwuchs bei den weißen Riesen.
Wenn das Jungtier sich weiter so gut entwickelt, steht bald der erste Tierarztbesuch für einen Gesundheitscheck und notwendige Impfungen an. Bis dahin bleibt das Geschlecht des kleinen Eisbären noch ein wohlgehütetes Geheimnis.

Hintergrund:
Eisbärin Milana (10) hat am 20. November erstmals Nachwuchs bekommen und kümmert sich vorbildlich um ihr Jungtier, das bei der Geburt nur ungefähr so groß wie ein Meerschweinchen war. Milanas Nachwuchs ist der erste Eisbär-Nachwuchs im Erlebnis-Zoo Hannover.
Absolute Ruhe
In der nächsten Zeit wird sich auch weiterhin niemand der Wurfhöhle nähern, absolute Ruhe ist ein entscheidender Faktor bei der Aufzucht. Die Eisbärin und ihr Jungtier werden ausschließlich über die installierten Kameras beobachtet. Wie auch in der Wildnis, wird Milana die Wurfhöhle erst im Frühjahr verlassen.
Eisbär-Vater Sprinter hält sich übrigens lehrbuchmäßig fern von der Wurfhöhle. Wie auch in der Wildnis hat er als Männchen nichts mit der Jungenaufzucht zu tun und ist dafür weiterhin für Besucher auf der Außenanlage in Yukon Bay zu sehen.

Stark bedroht
Seit 2006 steht der Eisbär auf der Roten Liste der Naturschutzorganisation IUCN. Der Bestand ist als „gefährdet“ eingestuft. In der Arktis leben nur noch etwa 20.000-25.000 Eisbären. Nach Einschätzung der IUCN wird die Bestandsentwicklung des Eisbären als rückläufig eingestuft.
Hilfe vor Ort
Seit über zehn Jahren unterstützt der Erlebnis-Zoo die Artenschutz-Organisation Polar Bears International. Das Team aus renommierten Wissenschaftlern erforscht das größte Landraubtier der Welt. Beim sogenannten „Bear Tracker“-Projekt werden weibliche Tiere mit Peilsender-Halsbändern ausgestattet. Dank der modernen Technik können die Wissenschaftler so nachverfolgen, bis wohin sich das Verbreitungsgebiet der Bärinnen erstreckt, wie die Wanderrouten verlaufen und wo die Weibchen ihren Nachwuchs bekommen. Mittels der Daten können die Artenschützer herausfinden, wo notwendige Schutzzonen errichtet werden sollen. Denn das Eis schmilzt den arktischen Tieren buchstäblich unter den Pfoten weg und nimmt ihnen ihre Lebensgrundlage: die Jagdmöglichkeit auf fettreiche Robben an deren Atemlöchern im Packeis. Die Eisbären weichen immer öfter zur Nahrungssuche auf das Festland aus, Mensch-Tier-Konflikte sind die Folge, die durch Schutzzonen verhindert werden sollen.
Europäisches Erhaltungszuchtprogramm
Der Erlebnis-Zoo Hannover beteiligt sich am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für Eisbären, um die Tierart langfristig zu erhalten und für den Schutz des Lebensraumes zu sensibilisieren.