Kolkrabe

Corvus corax

Kolkrabe im Flug
Raben gelten als hinterhältig, diebisch und gemein. Der schwarze Vogel hat einen echt schlechten Ruf. Leider völlig zu Unrecht. Denn Rabenvögel sind mehr als ausgesprochen schlau ... sie sind intelligent!

Steckbrief

Lebensraum
Wälder, Steppen, Tundra und Hochgebirge Nordamerikas, Afrikas, Europas und Asiens
Größe
58 bis 69 cm Kopfhöhe
Gewicht
585 bis 2.000 g
Fressfeinde
Füchse, Greifvögel, Wildkatzen …
Nahrung
Aas, Insekten, Kleinsäuger, Samen …
Brutzeit
20 bis 25 Tage
Max. Alter
etwa 13 Jahre

Intelligent ...

Rabenvögel gelten als besonders intelligent: Sie lernen schnell, benutzen Werkzeuge zielgerichtet und begreifen auch versteckte Zusammenhänge. Das war lange nur bei Menschen und Primaten bekannt. Raben erkennen unterschiedliche Gesichter und können noch nach rund fünf Jahren einer Fangaktion die "bösen" Tierpfleger*innen identifizieren. Auch Raben, die die Fangaktion nur beobachtet hatten und nicht gefangen wurden, zeigten Unruhe und Aufregung vor diesen Gesichtern auch wenn die Tierpfleger gar keinen Fangkescher dabei hatten.

... wie ein Rabe

Raben schaffen es, einen passenden Stein in den Schnabel zu nehmen und ihn in ein kleines Eisenrohr mit einem bestimmten Durchmesser fallen zu lassen. Weil das Rohr zu einem speziellen Apparat führt, der dafür eine Belohnung ausspuckt. Die schlauen Rabenvögel haben verstanden, dass ihnen der Stein als Werkzeug für ein künftiges Ereignis nutzen wird. Und das alles innerhalb von einer Viertelstunde! Sogar 17 Stunden später erinnerten sich die Vögel immer noch, welcher passende Stein bei der Maschine zum Erfolg bzw. Belohnung führt.

Blutrünstiger Mörder?

Kolkraben sind keine "blutrünstige Mörder“, wie es immer noch oft behauptet wird. Im Ökosystem haben sie eine wichtige Rolle: sie kümmern sich nämlich um die Beseitigung von Aas (gestorbenen Tieren). Deshalb kamen sie bereits im Mittelalter als Galgenvögel in Verruf. Finden sich heute Rabenvögel  an einem Tierkadaver ein, wird ihnen oft unterstellt dieses gejagt und getötet zu haben. Meistens "räumen" sie nur auf und sorgen dabei, dass sich u.a. Krankheiten nicht ausbreiten können, indem sie den Kadaver auffressen.

Fehlinformationen

Dauerbeobachtungen am Kolkraben belegen, dass sie keine gezielte Jagd auf Lämmer und Kälber machen. Das Verhalten der Vögel wurde sehr lange von Menschen fehlinterpretiert. Die sehr lern- und anpassungsfähigen Kolkraben erkannten durch Beobachten, dass es bei Schaf- und Kuhgeburten eine Nachgeburt „abzuräumen“ gibt. Hinzu geben gerade Jungkälber beim Aufstehen natürlicherweise Kot ab. Um an diesen nahrhaften Jungtierkot zu kommen, stören Raben gezielt Jungtiere, um sie zum Aufstehen zu provozieren. Solche interessanten Verhaltensweisen lernen Raben durch Beobachtung und Nachahmung und ermöglicht ihnen neue Nahrungsressourcen zu nutzen.

Im Wandel der Zeit

Die weltweite Population von Kolkraben wird auf über 16 Millionen Vögel geschätzt. In Europa gibt es einen stabilen Bestand, der aus 600.000-1.000.000 Brutpaaren besteht. Daher wird der Kolkrabe als nicht gefährdet eingestuft (IUCN: 2020). Im 17.-20. Jahrhundert wurde der Kolkrabe weltweit aufgrund von Angst und Aberglauben weitgehend verfolgt und gezielte Tötungskampagnen durchgeführt. Das führte zu einer erhebliche Reduzierung der europäischen Populationen, häufig bis hin zu Lücken in der Verbreitung der Art (u.a. Nord- und Mitteleuropas). Durch ihre Anpassungfähigkeiten und Umdenken des Menschen konnte sich die Population der Kolkraben jedoch wieder rasch erholen.
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