Zoos als Arche

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Weltweit versuchen Zoos und Tierparks ihren Teil dazu beizutragen, dass es auch zukünftig noch möglich ist, sich an pelzigen, schuppigen oder gefiederten Tieren zu erfreuen. Der Beitrag jedes Zoos für sich kann hier natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein – jedoch mit vereinten Kräften schafft man so manche Art zu erhalten. Über die Jahre haben sich spezielle Zuchtprogramme entwickelt, mit denen es zum einen gelingt bedrohte Tierarten in Zoos zu züchten und zum anderen teilweise sogar die Wiederansiedlung dieser Tiere in ihren jeweiligen Herkunftsländern ermöglicht wird.

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Auf europäischer Ebene verwaltet die EAZA mehrere Hundert Zuchtprogramme (ESB und EEP). Darüber hinaus gibt es weltweit Bemühungen im Rahmen von Internationalen Zuchtbüchern (ISB). Über 350 europäische Zoos, und weltweit noch viel mehr, arbeiten so zusammen, um verschiedenste Tierarten in menschlicher Obhut sowie in freier Wildbahn zu erhalten.

Artenschutzorganisationen nutzen die Netzwerke der Zoos, um gemeinsam geeignete Individuen auszuwählen und so Tierarten in ihrem angestammten Lebensraum wieder anzusiedeln.

ESB (European StudBook)

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Wie beteiligt sich der Erlebnis-Zoo?

In einem Europäischen Zuchtbuch (ESB) werden für alle Individuen einer Tierart in europäischen Zoos die wichtigsten Lebensdaten gesammelt. Geburtsdatum, Geschlecht, Standort, Transfers und Todesdatum geben dem Zuchtbuchkoordinator die Möglichkeit, sich einen Überblick über die Population zu verschaffen, deren weitere Entwicklung abzuschätzen und auf Stammbaumdaten aller Tiere zuzugreifen.
Er kann den Zoos so helfen, Jungtiere zu vermitteln und/oder neue Gruppen zusammenzustellen. Ziel ist es, eine langfristig stabile und genetisch vielfältige Zoopopulation zu erhalten. Wächst die Population zu stark an oder wird sie instabil, muss die Intensität des Managements erhöht werden – z.B. durch Zuchtbeschränkungen. Es besteht außerdem die Möglichkeit, ein ESB in ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) hochzustufen.

Im Erlebnis-Zoo Hannover wird das Europäischen Zuchtbuch (ESB) für Zwergrüsseldikdiks koordiniert. Außerdem beteiligt sich der Erlebnis-Zoo an den folgenden ESBs (Stand: März 2020):

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EEP (Europäisches ErhaltungszuchtProgramm)

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Das Management einer Tierart in einem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) ist aufwendiger und intensiver. Grundlage ist ebenfalls ein Zuchtbuch. Der Programmkoordinator wird in seiner Arbeit von einem Expertenteam, meist Biologen und Tierärzte, unterstützt, wenn es darum geht die Tierdaten zu analysieren, Zucht- und Transferempfehlungen zu entwickeln oder ganz bestimmte Probleme der jeweiligen Population zu beleuchten. Die Koordinatoren tragen auch Verantwortung für die Qualität der Tierhaltung in den am Programm teilnehmenden Zoos und überprüfen eine Anlage manchmal auch persönlich, bevor ein Transfer stattfindet.
Vielfach stehen die EEPs in engem Kontakt mit Artenschutzprojekten im Freiland.

Wie beteiligt sich der Erlebnis-Zoo?

Der Erlebnis-Zoo hat beispielsweise die Wiederansiedlung von in Zoos nachgezüchteten Addax-Antilopen in Tunesien und Marokko koordiniert und auch eigene Tiere „in die Wüste geschickt“. Grundlage dafür ist immer eine große und gesunde Zoopopulation - welche nur durch wissenschaftliches Management und Zusammenarbeit der Zoos funktioniert. An folgenden EEPs beteiligt sich der Erlebnis-Zoo (Stand: März 2020):

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Monitoring und ISB (International StudBook)

Sozusagen die Vorstufe eines ESBs ist ein Monitoring. Hier sammelt ein Zoo Daten zu einer bestimmten Tierart und übernimmt gewissermaßen die Aufsicht, häufig entsteht daraus dann ein ESB. Für eine Vielzahl von Tierarten in Zoos gibt es solche Monitorings. Der Erlebnis-Zoo Hannover hat das Monitoring der Impalas übernommen.

Bei einigen Tierarten geht die koordinierte Zusammenarbeit zwischen den Zoos über Europa hinaus, es wird weltweit zusammengearbeitet. An folgenden Internationalen Zuchtbüchern (ISBs) beteiligt sich der Erlebnis-Zoo:

Beispiele aus dem Erlebnis-Zoo Hannover

Im Erlebnis-Zoo Hannover werden mehrere Zuchtprogramme koordiniert, zudem tragen wir durch die erfolgreiche Nachzucht verschiedener Tierarten zur Arterhaltung bei. Der Nordafrikanische Rothalsstrauß, die Addax-Antilope, der Berberlöwe, der Asiatische Elefant sowie die Moorente und der Weißstorch sind interessante Beispiele für diese wichtige Arbeit und sollen im Folgenden vorgestellt werden.

Der Nordafrikanische Rothalsstrauß – Eierklau für den Artenschutz

Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für den Nordafrikanischen Rothalsstrauß (Struthio camelus camelus) wurde erst im Herbst 2011 auf Betreiben des Erlebnis-Zoo Hannover von der EAZA ins Leben gerufen. Der Tierbestand dieses EEPs ist noch sehr klein und geht zurück auf den Import von 24 Bruteiern des Straußes aus Marokko.

Der Aufbau einer europäischen Zoopopulation

Im Januar 2011 wurden  Bruteier aus einem Nationalpark im Süden Marokkos nach Hannover geholt. Die Strauße des Souss Massa Nationalparks wurden in den 90er Jahren dort wiederangesiedelt. Inzwischen leben hier etwa 150 Vögel, die sich sehr gut vermehren.

Die Bruteier wurden im Souss Massa sorgfältig ausgewählt, verpackt und wohlbehütet im Passagierraum eines Flugzeuges nach Hannover gebracht. In der Quarantänestation des Zoos wurden die Eier künstlich bebrütet. Die geschlüpften Küken wurden in Hannover großgezogen und im Spätsommer 2011, nachdem die genetischen Daten geprüft waren, konnten Zuchtgruppen zusammengestellt werden. Einige Vögel verblieben in Hannover, andere reisten in die Zoos in Gelsenkirchen, Hamburg und Paington (Großbritannien).

Mühsam ging es voran, u.a. weil die Strauße erst mit einem Alter von drei bis vier Jahren geschlechtsreif werden. Im Sommer 2015 aber war es soweit und der erste Jungvogel im Erlebnis-Zoo Hannover schlüpfte. Auch 2016 war ein sehr erfolgreiches Straußen-Jahr. Die vielen Jungvögel wurden an weitere europäische Zoos abgegeben um auch dort für Nachwuchs zu sorgen.

Und warum das Ganze?

Der Nordafrikanische Rothalsstrauß, dessen Lebensraum die Sahara und der Sahel sind, war ursprünglich im gesamten nordafrikanischen Raum verbreitet. In den 80er Jahren wurde das Verbreitungsgebiet noch als ein von Süd-Marokko und Mauretanien im Westen bis nach Äthiopien, Sudan und Uganda im Osten reichender Gürtel beschrieben. Mittlerweile wird der Bestand in freier Wildbahn auf maximal 1000 Tiere geschätzt, die im Tschad und vermutlich in Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik und im Sudan zu finden sind. Der Nordafrikanische Rothalsstrauß ist massiv bedroht durch den Verlust seines Lebensraumes und durch Wilderei.

Der Erlebnis-Zoo Hannover bemüht sich in Kooperation mit der Natur- und Artenschutzorganisation Sahara Conservation Fund (SCF) um den Erhalt dieser besonderen Vögel. Während der SCF versucht, die verbliebenen Bestände zu lokalisieren, zu schützen und vor Ort nachzuziehen, hat der Erlebnis-Zoo Hannover den Rothalsstrauß wieder in die europäischen Zoos geholt, um hier eine Population aufzubauen und um auf den besonderen Gefährdungsstatus hinzuweisen.

Erfahren Sie mehr über die Arbeit des Sahara Conservation Fund 

Die Addax-Antilope - Aus dem Zoo nach Marokko und Tunesien

Eine gesunde Zoopopulation - Reise in die Heimat

Zu Zeiten der Pharaonen waren die Addax in den Steppenregionen Nordafrikas noch weit verbreitet, doch Jahrhunderte später wurden sie zu einer begehrten Jagdbeute. In den meisten nordafrikanischen Ländern wurde diese Antilopenart völlig ausgerottet.

Als 1998 die UNO auf die besorgniserregende Situation der Wüstenantilopen aufmerksam wurde und die Addax unter Schutz stellen wollte, war man froh auf die Reserven der zoologischen Gärten zurückgreifen zu können. In den Zoos der Welt konnten sich die Addax-Antilopen während der letzten 35 Jahre wieder auf fast 2.000 Tiere vermehren. Gemeinsam mit dem Sahara Conservation Fund (SCF) koordinierte und betreute der Erlebnis-Zoo Hannover den Transport von rund 100 im Zoo nachgezüchteter Tiere in die Nationalparks Souss Massa (Marokko) und Bou Hedma (Tunesien); einige auch aus dem Erlebnis-Zoo Hannover, zuletzt im Jahr 2007. Die Wiederansiedlung war sehr erfolgreich und es hat sich eine stabile Population entwickelt. Die Tiere dort vermehren sich gut und sie leben gut geschützt in von Rangern bewachten Nationalparks.

Vor allem aufgrund der politisch schwierigen Situation in Nordafrika sinken die Zahlen im Freiland weiter. Die Wissenschaftler des SCF schätzen, dass heute wahrscheinlich nur noch unter 100 Tiere in freier Wildbahn in Mauretanien, Niger und dem Chad leben.

Erfahren Sie mehr über die Arbeit des Sahara Conservation Fund 

Der Berberlöwe – in der Wildbahn ausgestorben

Der Berberlöwe gehört zur Unterart des Nördlichen Löwens (Panthera leo leo) und gilt als der schwerste und größte Löwe. Die Männchen haben eine besonders ausgeprägte Mähne. Bei ausgewachsenen Katern reicht die Mähne bis weit über die Schultern und unter den Bauch. Bekannt ist der Berberlöwe als klassischer Wappenlöwe, meist stehend abgebildet, mit langen Haaren an Vorderbeinen und Bauch. 1942 wurde der letzte wilde Berberlöwe von Wilderern in seiner nordafrikanischen Heimat erschossen. Lediglich eine Handvoll Berberlöwen hat überlebt – im Besitz einiger marokkanischer Fürsten, die diese Löwen in den 70er Jahren an den marokkanischen Nationalzoo Rabat übergaben.

Rettung im Zoo

2009 haben englische Wissenschaftler in mühevoller Recherchearbeit die Stammbäume der noch lebenden Berberlöwen zusammengetragen. Mit Hilfe dieser Daten wurden dann passende Zuchtpaare zusammengestellt und der Zoo Rabat verteilte die wenigen Tiere auf verschiedene Zoos. Weltweit halten heute rund 30 Zoos die Nachfahren der Berberlöwen, seit 2010 auch der Erlebnis-Zoo Hannover.

Mit seinem sandfarbenen Fell, den großen goldgelben Augen, vor allem aber mit seiner dichten Mähne und den langen Brusthaaren beeindruckt der Berberlöwe. Der Erlebnis-Zoo Hannover trägt langfristig zum Erhalt der majestätischen Berberlöwen bei. Die Population in den Zoos ist mittlerweile wieder auf etwa 100 Tiere angewachsen. Dazu hat auch der Erlebnis-Zoo mit seinem Nachwuchs in 2011, 2014 und 2023 beigetragen. In den aktuellen Haltungen wird gezielt darauf geachtet, Berberlöwen nicht mit anderen Löwen zu vermischen.

Aktuelle Forschungsergebnisse

Die neusten Forschungsergebnisse zu Berberlöwen, genauer gesagt zu ihrer Genetik und dem Aspekt der Arterhaltung, finden Sie hier.

"If potential representatives of North Africa's "Barbary" lion still persist in zoo collections, then efforts to conserve its genotype are justified."

Weißstorch und Moorente - Wiederansiedlung vor unserer Haustür

Weltweit gesehen ist die Moorente mit geschätzten 180.000 - 300.000 Individuen noch recht häufig. In einigen Gebieten Europas ist der Bestand jedoch stark zurück gegangen. In Deutschland wurden viele Jahre lang keine brütenden Tiere mehr beobachtet. Doch seit den 1990er Jahren gibt es wieder vereinzelte Meldungen. Bisher handelt es sich innerhalb Deutschlands aber vermutlich noch um weniger als zehn Paare, weshalb die Moorente auf der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands als "vom Aussterben bedroht" geführt wird.

Moorenten zurück in die Region

Um die Moorenten wieder in Deutschland zu etablieren, haben der NABU und die Wildtier- und Artenschutzstation in Sachsenhagen im Jahr 2012 ein Wiederansiedlungsprojekt ins Leben gerufen. Auch der Erlebnis-Zoo beteiligte sich als einer von acht Zoos und Tierparks an diesem Projekt und stellte regelmäßig seine Nachzuchten zur Verfügung. Zusammen mit ihren Artgenossen wurden diese am Steinhuder Meer westlich der Region Hannover ausgewildert. Mittlerweile wurden sogar Jungtiere gesichtet.

Storchnachwuchs hebt ab

Der Erlebnis-Zoo nahm vor einigen Jahren die flugunfähigen Störche Matibi und Adebar aus dem NABU-Artenschutzzentrum Leiferde auf. Mit ihnen beteiligen wir uns an der Nachzucht der gefährdeten Vögel. Fast jedes Jahr zieht das Storchenpaar seine Küken erfolgreich auf. Kurz vor den ersten Flugversuchen wird der Nachwuchs aus dem Erlebnis-Zoo Hannover in das NABU-Artenschutzzentrum in Leiferde bei Gifhorn gebracht – zur Auswilderung. Im überdachten Storchenkindergarten des Artenschutzzentrums machen sie die ersten kurzen Ausflüge, bevor sie dann nach Afrika in ihr Winterquartier fliegen. Dank der gut sichtbaren Ringe, mit denen die Tiere gekennzeichnet werden, lässt sich nachvollziehen, ob die Vögel aus dem Storchenkindergarten ihren Weg irgendwann zurück nach Deutschland finden.

In Deutschland wird der Weißstorch auf der Roten Liste der bedrohten Vögel als „gefährdet“ geführt. Durch die intensive Landwirtschaft, den Einsatz von Pestiziden und den Rückgang seines Lebensraums seit Anfang des 20. Jahrhunderts ist der Bestand stark zurückgegangen. Allein in Deutschland sank die Anzahl der Brutpaare von über 9.000 in den 1930er Jahren auf weniger als 3.000 Paare in 1988. Mittlerweile hat sich der Bestand wieder erholt: in Deutschland gibt es 4.500 Paare, weltweit 230.000. Aber die Bruterfolge reichten in vielen Regionen noch nicht, um die vielen Verluste wieder auszugleichen.

Pressemitteilung zur Auswilderung 2017 

Der Asiatische Elefant – Vom heiligen Tier zur bedrohten Art

Seit Millionen von Jahren haben sich die grauen Riesen gegen wechselnde Umweltbedingungen behaupten können. Doch die fortschreitende Zerstörung ihres natürlichen Lebensraumes, der Klimawandel, Wilderei und andere durch den Menschen verursachte Veränderungen haben den Asiatischen Elefanten arg zugesetzt: In den vergangenen 60 Jahren ist ihr Bestand in freier Natur von über 150.000 Tieren auf nur noch 30.000 - 50.000 geschrumpft! Die Schaffung und Erhaltung von großen Schutzgebieten sowie Umweltbildung um über Elefanten und ihre Lebensräume aufzuklären sind sehr wichtig –  nur so können die Elefanten langfristig erhalten werden.

Die Rüsselrasselbanden im Erlebnis-Zoo Hannover

Als Experte auf dem Gebiet der Elefantenhaltung beteiligt sich der Erlebnis-Zoo Hannover seit vielen Jahren aktiv am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für Asiatische Elefanten. Im Rahmen dieses Programms arbeitet der Zoo mit über 300 Zoos auf der ganzen Welt zusammen. Regelmäßig sind im Erlebnis-Zoo Jungtiere verschiedensten Alters zu bestaunen. Teilweise gab es bis zu fünf Elefantenkälber, die im Dschungelpalast alles auf den Kopf stellten.

Der Erlebnis-Zoo Hannover setzt sich auch für den Erhalt des Asiatischen Elefanten in seinem natürlichen Lebensraum ein und unterstützt die Natur- und Artenschutzorganisation Biodiversity and Elephant Conservation Trust (BECT) bei ihrem Umweltbildungsprogramm auf Sri Lanka.

Erfahren Sie mehr über die Arbeit des Biodiversity and Elephant Conservation Trust