Rabengeier

Coragyps atratus

Rabengeier blickt in Kamera
Der gesellige Rabengeier findet seine Nahrung vorwiegend mit dem Sehsinn und lässt dabei oft den Truthahngeier die nächste Mahlzeit aufspüren. Der Truthahngeier ist im Gegensatz zum Rabengeier nämlich in der Lage über den Geruch ein verendetes Tier aufzuspüren. Sobald ein Truthahngeier zu einem Kadaver fliegt, reagiert der Rabengeier und fliegt hinterher. 

Steckbrief

Lebensraum
Felder, Wiesen und Flussufer Mittelamerikas und Südamerikas
Größe
56 bis 68 cm Kopfhöhe (bis zu 150 cm Flügelspannweite)
Gewicht
1,1 bis 1,9 kg
Fressfeinde
keine
Nahrung
Aas, Fische, Früchte …
Brutzeit
38 bis 45 Tage

Wichtiger Bio-Bestatter

Rabengeier sind Aasfresser und ernähren sich hauptsächlich von verstorbener Tieren und deren Überresten. Damit nehmen diese Tiere eine sehr wichtige Stelle im Ökosystem ein: durch das Aasfressen verhindern die Rabengeier, dass sich Krankheiten ausbreiten und halten so die Natur "sauber". Deshalb werden Geier auch als "Bio-Bestatter", "Hygiene-Engel" oder "Gesundheits-Polizei" bezeichnet. Weil die Vögel sich hauptsächlich von Aas ernähren und sie sich viel auf dem Boden bewegen sind, sind ihre Krallen daher schwächer gebogen als für Greifvögel üblich und auch ihre Füße sind relativ flach.

Liebevolle Familie

Mit einem Aasfresser verbindet man nicht unbedingt sofort Liebe. Der Rabengeier jedoch ist eine der wenigen Vogelarten, die lebenslange Beziehungen eingehen (sog. Monogamie). Die Geier bleiben über viele Jahre hinweg bei ihrem Partner. Darüber hinaus besteht ein sehr vertrautes Familienleben, sobald einmal Küken geschlüpft sind. Beide Elternteile teilen sich die Aufzucht und die erzieherischen Pflichten. So füttern Rabengeier ihre Küken sogar bis zu acht Monate nach dem Verlassen des Nestes! Hinzu halten sie ihr gesamtes Leben über an der engen familiären Bindung untereinander fest.

Illegaler Müll

Die illegale Müllentsorgung ist weltweit ein großes Problem. So gelangt der Müll in Flüsse, Küsten und Wälder. Die rund 9 Millionen Einwohner der peruanischen Hauptstadt Lima erzeugen täglich rund 8.000 Tonnen Abfall. Davon wird ca. 20 % illegal entsorgt! Oft fehlt den Behörden vor Ort das Geld für die Müllabfuhr, weil in ärmeren Vierteln viele Einwohner die Abfallgebühren nicht zahlen können. Die "wilden" Müllkippen sind bevorzugte Futterplätze für verschiedene Geierarten, die über der Stadt kreisen. Die schwarz gefiederten Rabengeier waren in Lima bislang ähnlich unbeliebt wie in anderen Großstädten die Straßentauben ...

Rabengeier als Müllpolizei

... Jetzt aber machen sich Naturschutzprojekte die Vorliebe der Vögel für Aas und Verrottendes zunutze: Mit GPS-Sendern und Videokameras ausgerüstet, spüren trainierte Rabengeier illegal entsorgten Abfall auf und sollen die Bewohner zu mehr Problembewusstsein und Nachhaltigkeit anregen. Die Aufklärungsflüge der Tiere können live verfolgt werden, die Koordinaten der illegalen Müllkippen, die die Geier ansteuern, werden auf einer Karte angezeigt: Zeit zum Aufräumen!

Kulturfolger

Der Rabengeier hat ein sehr weites Vebreitungsgebiet und eine sehr große Population, die seit einem Jahrzehnt kontinuierlich zunimmt. Er ist einer der geselligsten Neuweltgeierarten, der sich oft zu Schwärmen von mehreren Hundert oder Tausend Vögeln zusammenschließt. Hinzu ist der Rabengeier ein ausgesprochener Kulturfolger, der oft in Städten angetroffen wird und durch seine Ernährungweise dort mehr als genügend Nahrung findet. Daher wird der Rabengeier seit dem Jahr 2004 als "nicht gefährdet" eingestuft (IUCN: 2021).