Abschied von Nana

Junge Eisbärin zieht in neue Weibchen-Gruppe

Bei der Geburt war sie gerade einmal so groß wie ein Meerschweinchen – heute wiegt Eisbärin Nana rund 220 Kilo und ist erwachsen geworden. Nach drei spannenden Jahren mit dem weißen Wirbelwind Nana, dem ersten Eisbären-Nachwuchs im Erlebnis-Zoo Hannover, heißt es nun: Abschied nehmen.

Zum Abschied ein Ball zum Spielen und ein Buffet
Wie die Natur es vorgesehen hat, gehen Mutter und Nachwuchs ab einem bestimmten Zeitpunkt eigene Wege. So auch in Yukon Bay im Erlebnis-Zoo: Mit ihren 3,5 Jahren ist Nana inzwischen zu einer jungen erwachsenen Eisbärin herangewachsen und Mutter Milana hat ihrer Tochter deutlich zu verstehen gegeben, dass es an der Zeit ist, auf eigenen Pfoten zu stehen.
Im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) zieht die hannoversche Eisbärin in Kürze in einen anderen deutschen Zoo, wo sie auf eine temperamentvolle Gruppe junger Eisbärinnen treffen wird. „Wir sagen Nana mit einem lachenden und einem weinenden Auge Adieu“, so die Tierpflegerinnen und Tierpfleger aus Yukon Bay. „Wir hatten eine tolle Zeit mit Nana, haben viele schöne Momente zusammen erlebt und werden unsere kleine, freche Bärin auf jeden Fall vermissen. Aber wir freuen uns auch, dass sie in ihrem neuen Zuhause mit anderen Eisbärinnen toben und Kräfte messen kann“, so das Team.

Überraschung zum Abschied

Zum Abschied hatten die Tierpfleger eine große Überraschung vorbereitet: Nana bekam ihr Lieblingsspielzeug – einen riesigen Ball mit leckerer Botschaft! Mit dem tauchte der weiße Wirbelwind auch direkt im Hafenbecken von Yukon Bay ab und zeigte sich tierisch verspielt in ihrem liebsten Element.
Tipp: Zoo-Gäste können Samstag und Sonntag (29./30. April) dabei sein, wenn Nana zur Verabschiedung jeweils um 13 Uhr eine Eistorte erhält.
Ein Gruß zum Abschied kam auch von Nanas Paten, dem Großraumverkehr Hannover (GVH): „Wir freuen uns, dass wir Nanas erste Schritte begleiten konnten und wünschen der jungen Hannoveranerin für die Zukunft alles Gute“, so GVH-Geschäftsführer Ulf-Birger Franz.
Guten Appetit und gute Reise: Abschiedsbuffet für Nana

Besondere Einblicke in die Aufzucht

Nanas Entwicklung in der von allen äußerlichen Einflüssen gut abgeschirmten Wurfhöhle konnte das Zoo-Team von Anfang an aus der Ferne begleiten und protokollieren: Über eine installierte Kamera bekam es besondere Einblicke von der Geburt des nur etwa 600 Gramm leichten Jungtiers am 20. November 2019, über Nanas erste, vorsichtige Schritte bis zum ersten Spielen mit Mutter Milana. Alle diese spannenden Momente wurden von der Kamera festgehalten.
„Es war besonders auch aus zoologischer Sicht faszinierend, das Heranwachsen von Nana zu begleiten und die Interaktion zwischen Mutter und Jungtier zu beobachten, was nur durch die Nähe hier im Zoo möglich ist. Wir konnten viele neue Erkenntnisse gewinnen und damit auch die internationale Forschung unterstützen“, berichtet Zoo-Geschäftsführer Andreas M. Casdorff.
Denn besonders die Aufzucht von Eisbär-Jungtieren zählt für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu den größten Geheimnissen im Tierreich. In der Wildnis bringen Eisbärinnen ihren Nachwuchs in einer dichten Höhle aus Eis und Schnee zur Welt und ziehen ihn im Verborgenen groß, bis er ihnen auf Streifzügen im ewigen Eis folgen kann. Der Erlebnis-Zoo hat ein Forschungsprojekt vom San Diego Zoo Global mit über 5.000 Stunden Filmmaterial aus der Wurfhöhle bei der Erforschung des Verhaltens von Eisbär-Müttern und der Kommunikation mit dem winzigen Nachwuchs unterstützt. „Der Zoo konnte der Wissenschaft helfen, ein besseres Verständnis dafür zu bekommen, was Eisbären in dieser verletzlichsten Zeit ihres Lebens benötigen“, so Casdorff.

Gefährdet

Seit 2006 steht der Eisbär auf der Roten Liste, der Bestand ist als „gefährdet“ eingestuft. In der Arktis leben schätzungsweise nur noch weniger als 25.000 Eisbären. Nach Einschätzung des IUCN wird die Bestandsentwicklung des Eisbären in der Natur als rückläufig eingestuft.
Das arktische Eis schmilzt, und damit der Lebensraum der Eisbären. Die Bären brauchen aber festes Packeis, von dem aus sie Robben jagen können. Langzeitstudien zeigen deutlich, dass die Bestände der Eisbären immer mehr abnehmen, die Überlebensrate der Jungtiere sinkt, erwachsene Bären kleiner und leichter sind als früher und Hungerperioden nicht mehr gut überstehen.

Artenschutz im ewigen Eis

Seit vielen Jahren unterstützt der Erlebnis-Zoo Hannover die Arbeit von Polar Bears International in Nordamerika. Das Team aus renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erforscht das größte Landraubtier der Welt und ermittelt, wo notwendige Schutzzonen für die Eisbären errichtet werden können. Denn mit dem schmelzenden Packeis weichen die Tiere zur Nahrungssuche immer öfter auf das Festland aus, Mensch-Tier-Konflikte sind die Folge, die durch Schutzzonen verhindert werden sollen.