160 Jahre Zoo Hannover

160 Jahre
im Herzen Hannovers

Historie

160 Jahre: Ein Rückblick in die Zoo-Geschichte

Damals wie heute: Der Erlebnis-Zoo begeistert Menschen für Tiere

Der König hielt Wort. Als Georg V. von der Absicht der Hannoveraner hörte, einen Zoo zu eröffnen, versprach er ihnen zwei Bären. 1863 trafen die Bären ein – nur leider war der Zoo war noch lange nicht fertig.
Dr. Hermann Schläger

Initiator: Dr. Hermann Schläger

In seiner 160jährigen Geschichte stand der Zoo in Hannover vor vielen tierischen Herausforderungen, erlebte Höhen und Tiefen, wurde zerstört und wieder aufgebaut, geschlossen und auf Drängen der Bevölkerung wieder geöffnet.
In der wechselvollen Geschichte blieb jedoch eines immer gleich: Die Begeisterung der Menschen in Hannover und Region für ihren Zoo.

Der Initiator

Es war genau diese Begeisterung, mit der Dr. Hermann Schläger Ende 1860 vor der Naturhistorischen Gesellschaft von den Vorteilen eines Zoos schwärmte.
Schläger, der Zoos in London, Frankfurt und Berlin besucht hatte, stellte die allgemeinbildende Wirkung, die Förderung der Wissenschaft und – ein Faktor damals so wichtig wie heute – die Steigerung des Fremdenverkehrs durch den Zoo heraus.
Schläger appellierte an den König und die Stadtverwaltung, beim Bau eines Zoologischen Gartens in Hannover zu helfen, und schloss seine Rede mit den Worten:
„Machen wir getrost den Anfang.“

Eröffnung am 4. Mai 1865

Und so geschah es. Am 4. Mai 1865 wurde der Zoo feierlich eröffnet, mit einem Tierbestand von knapp 500 Tieren. Den Zoo-Mittelpunkt bildete eine romantische Felsenanlage für Gebirgstiere, mit Greifvogel-Voliere, Aquarium und Grotten für Raubtiere. Die verschiedenen Teilbereiche waren durch die „Verlobungsbrücke“ miteinander verbunden. Ein romantischer Keller im Felsen diente als Restauration. Bereits im ersten Jahr kamen 91.922 Besuchende! Zum Vergleich: In Hannover lebten damals nur etwa 68.000 Menschen.
Ausstellung 160 Jahre Zoo
Königliches Geschenk: Zwei Bären

Die Felsenanlage für Gebirgstiere mit der "Verlobungsbrücke", zur Eröffnung schenkte König Georg V. zwei Bären

Weitere Attraktionen

Neben den exotischen Tieren bot der Zoo jede Menge anderer Attraktionen: Besonders beliebt waren die nächtliche Illumination der Felsenanlage, Gartenfeste, Konzerte und schließlich auch – wie an so vielen Orten in Hannover – die sogenannten „Völkerschauen“.
Konzert im Zoo

Koloniale Spuren

Zwischen 1878 und 1932 wurden im Zoo Hannover nicht nur Tiere aus fernen Ländern präsentiert, sondern auch Menschen – vorrangig aus den Kolonialgebieten.
Der Zoo Hannover hat die Zeit dieser sogenannten „Völkerschauen“ von den Historikern Dr. Clemens Maier-Wolthausen und Dr. Franziska Jahn untersuchen lassen. Ihre über 150 Seiten starke Studie „Die Zurschaustellung von Menschen im Zoo Hannover von 1878 bis 1932. Ein Forschungsbericht im Spiegel zeitgenössischer Quellen“ wird auf der Zoo-Website zum Download angeboten.

Forschungsbericht Koloniale Spuren

Der Zoo wuchs beständig

Ansichtskarte Zoo Hannover

Ansichtskarte mit Antilopenhaus (1892)

  • 1866 kam das große Raubtierhaus hinzu
  • 1880 das erste Elefantenhaus
  • 1892 wurde das im orientalischen Stil mit Minaretten und Kuppel gebaute Haus für Antilopen, Kamele und Giraffen fertiggestellt, „der anheimelndste und in der ganzen Zoowelt geachtetste Bau“, wie die Hannoversche Rundschau 1967 beim Abriss rückblickend schrieb.
  • 1911 setzte der Zoo erstmals die richtungsweisende Idee von Carl Hagenbeck um, Tiere in gitterlosen Freisichtanlagen zu zeigen.
Die Affeninsel im Schwimmvogelteich wurde zum Hauptanziehungspunkt im Zoo, besonders wenn die Tierpfleger zur Fütterung der Rhesus- und Javaneräffchen zur Insel ruderten und lebhaft von den Tieren begrüßt wurden.
Die Affeninsel: eine Freisichtanlage

Die neuen Freisichtanlagen: Die Affeninsel im Schwimmvogelteich

Der Zoo im ersten Weltkrieg

Der erste Weltkrieg setzte dem Ausbau des Zoos ein Ende. Die Besucherzahlen sanken, die Futterkosten stiegen, wenn es das benötige Futter überhaupt gab. Von den 34 Affen, die der Zoo 1913 hielt, überlebte bis 1919 nur ein einziger, von 102 Huftieren schafften es nur 63. Im Januar 1920 schließlich konnten die Tierhäuser nicht mehr geheizt werden, weil es kein Brennmaterial mehr gab. Der Aktienverein, der den Zoo einst gegründet hatte, konnte den Zoo nicht halten. 1920 übernahm ihn die Stadt Hannover.
Aber auch die Stadt resignierte bald vor den tierischen Aufgaben und Kosten, die ein Zoo mit sich bringt. Für die Sanierung fehlte das Geld und die wenigen Tiere, die den Krieg überlebt hatten, lockten nicht viele Besucher an.
Am 1. Oktober 1922 wurde der Zoo geschlossen, das Inventar versteigert, die Tiere wurden verkauft.

Die Rettung des Zoos

Doch die Stadt hatte nicht mit ihren Bürgerinnen und Bürgern gerechnet, die ihren Zoo behalten wollten! Eine Initiative zur Rettung des Zoos gründete sich. In Zusammenarbeit mit der Tierhandelsfirma Ruhe aus Alfeld konnte die Stadt den Zoo erhalten. Die Bevölkerung beteiligte sich am Wiederaufbau in „hervorragender Weise durch Spenden von Material und Arbeitsstunden“, wie im Zooführer von 1927 zu lesen ist. Bis zum Herbst 1924 wurden ein Raubtierhaus, ein Affenfelsen für Paviane und eine Löweninsel neu erbaut.
Im Mai 1924 konnte der Zoo wieder eröffnet werden.
Plakat Wiedereröffnung

Das „Schaufenster“ des Tierhändlers

1932 wurde der Zoo schließlich komplett an Ruhe verpachtet und damit zum „Schaufenster“ des Tierhändlers. Auf der Löweninsel lebten zeitweise bis zu 30 junge Bären. Viele Tiere waren nur wenige Wochen im Zoo, bevor sie wieder verkauft werden.
Zooführer 1932
Bären auf der Löweninsel

Zooführer von 1932 und die Löweninsel mit jungen Bären

Der zweite Weltkrieg

Im zweiten Weltkrieg wurde der Zoo nahezu komplett zerstört, 1944 geschlossen und erst 1946 provisorisch mit geringem Tierbestand wieder eröffnet. Der Neubau begann in den fünfziger Jahren. Es entstanden Häuser für Nashörner, Elefanten, Giraffen- und Antilopen, eine Robben- und Pinguinanlage.
Bild: Zoo im zweiten Weltkrieg

Nach der Zerstörung im zweiten Weltkrieg wurden viele Häuser in den fünfziger Jahren wieder aufgebaut.

Die fünfziger Jahre

Auch der Tierhandel florierte wieder und immer neue Arten kamen in den Zoo, die kurze Zeit ausgestellt und dann weiterverkauft wurden.
„Unter den Zoologischen Gärten Europas nimmt der hannoversche eine Sonderstellung ein: in keinem anderen begegnet der Besucher jedes Mal, wenn er kommt, Tieren, die er vorher noch nie gesehen hat“, hieß es dementsprechend im Zooführer 1953.
Wöchentlich berichteten die Tageszeitungen über die Neuankömmlinge aus aller Welt: Zu Besuch kamen unter anderem Affenadler, Schuhschnabel, Saruskranich, Nilwaran, Trompetervogel, Giraffengazelle, Gerinuk, Wapitihirsch, Blaumaulmeerkatze, Colobusaffe, Banteng, Oryxantilope, Spekes-Gazelle, Buschschwein, Kongoni, Husarenaffe und Mishmi-Takine.
Zooführer

Zooführer von 1953

So interessant die verschiedensten exotischen Arten waren: Die Hannoveraner wollen keinen dauernd wechselnden Tierbestand. Ihre Lieblinge wie Nashorn „Gus“, Goldschopfpinguin „Käpt’n Flint“ oder die Elefanten sollten bleiben und nicht gleich wieder verkauft werden. Öffentlicher Unmut machte sich breit, wenn die Zeitungen die Abgabe von Tieren ankündigten.
Goldschopfpinguin „Käpt’n Flint“
1972, als die Ära des Tierhandels durch weltweite Naturschutz-Abkommen zu Ende ging, übernahm die Stadt den Zoo wieder in eigener Regie, der Tierbestand wurde angekauft und blieb dem Zoopublikum erhalten.

1990er Jahre: Schließen oder einen Neuanfang wagen?

Dennoch nahm die Besucherzahl ab 1975 stetig ab. Zu viele neue Konkurrenten waren in der näheren Umgebung entstanden: ein Vogelpark, ein Safaripark, Freizeitparks, neue Bäder. Anfang der 1990er Jahre entsprachen weder der Erlebniswert des Zoos noch die Tierhaltung den zeitgemäßen Anforderungen. Aber für dringend erforderliche Investitionen fehlten die öffentlichen Zuschüsse. Es stellte sich die Frage: Schließen oder einen Neuanfang wagen?
altes Logo vom Erlebnis-Zoo

Logo Erlebnis-Zoo Hannover von 2000

Neuanfang!

Zunächst wurde das städtische Amt in eine GmbH umgewandelt, diese dann 1994 an den Kommunalverband Großraum Hannover veräußert (heute: Region Hannover). Zoofachleute, Architekten und Freizeitforscher entwickelten in enger Zusammenarbeit das Konzept „Zoo 2000“, das im April 1996 als offizielles Projekt beim Ideenwettbewerb der EXPO 2000 registriert wurde.
Mit der gleichen Begeisterung, die 1865 zur Eröffnung des Zoos und nach den Weltkriegen zum Wiederaufbau geführt hatte, arbeitete das Zoo-Team am Umbau zum Erlebnis-Zoo.

Umbau zum
Erlebnis-Zoo

Gorillaberg
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1996 entstand der Gorillaberg

als erste Themenwelt im neuen Erlebnis-Zoo. Später kamen die Schimpansen-Anlage und weitere Tiere wie die bedrohten Drills und die Brazza-Meerkatzen hinzu. So entstand aus dem Gorillaberg später die Themenwelt Afi-Mountain, welche einem echten Nationalpark im Südosten Nigerias nachempfunden ist.
Elefanten baden in der Themenwelt Dschungelpalast
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1997 wurde der Dschungelpalast fertiggestellt

Der Mittelpunkt bildet der Palast und das leckgeschlagenen Aquädukt, in dem Asiatische Elefanten leben.
Neben den Elefanten kann man eine Gruppe quirliger Hulman-Languren beobachten, die in den ehemaligen Gemächern des Maharadschas hausen, dem dieser einst prächtige Palast gehörte. Außerdem leben hier die majestätischen Tiger und zwischen Baugerüsten aus Bambus und einem zurückgelassenen Lieferwagen lebt ein Leopard. Der Dschungelpalast ist voll von tierisch spannenden Geschichten.
Themenwelt Meyers Hof: Bauernhof im Zoo
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1998 wurde Meyers Hof eröffnet

Neben historisch-niedersächsischen Fachwerkhäusern aus verschiedenen Jahrhunderten, die in ganz Niedersachsen abgetragen und Stein für Stein originalgetreu wieder aufgebaut wurden, zeigt die Themenwelt Meyers Hof seltene Haustierrassen wie das Buntes Bentheimer Schwein, das Altdeutsche Schwarzbunte Niederrungsrind und Thüringer Waldziegen.
Sambesi Werbebild
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2000 entstand die Themenwelt Sambesi

Nach zwei Jahren Bauzeit, bahnte sich der künstliche Flusslauf vorbei an Zebras, Antilopen und Gazellen, die sich neben den seltenen Nordafrikanischen Rothalsstraußen tummeln. Eine schwankende Hängebrücke, verschlungene Seitenpfade und nebelige Höhlendurchgänge machen den Gang durch die Themenwelt Sambesi zu einer einzigartigen Entdeckertour. 
Themenwelt Yukon Bay

Blick auf den Hafen von Yukon Bay

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2010 wurden Yukon Bay und das Outback eröffnet

Aus einer einstigen Goldgräber-Zeltstadt ist ein lebhaftes Hafenstädtchen mit bunten Häusern in Kanada-typischer Holzbauweise entstanden: Die Themenwelt Yukon Bay. Im großen Hafenbecken liegt leicht schräg das Frachtschiff Yukon Queen. Eisbären, Präriehunde, Timberwölfe und weitere nordamerikanische Tiere können hier erlebt werden.
Das Outback Australien, das Land der Beuteltiere und des roten Sandes. Hier begegnen Ihnen Emus, die mit Roten Riesenkängurus zusammen leben. Auch Sumpfwallabys sind Teil der faszinierenden, australischen Fauna.
Eröffnung des neuen Amphibiums

Die Eröffnung des Amphibiums im Sommer 2024

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2024 folgten das Zoologicum und das Amphibium

Das Zoologicum, die Welt, die Wissen schafft: In der grünen Themenwelt dreht sich alles um die Vielfalt der Tierwelt, vorgestellt und begreifbar gemacht mit spannenden Vorstellungen und lehrreichem Infotainment. Hier leben Schildkröten und Faultiere, Nasenbären und Salamander, Greifvögel, Reptilien und Säugetiere.
Das Amphibium lädt mit seiner einzigartigen Gestaltung ein, ganz in die Welt der Amphibien einzutauchen und erlaubt es, Titicaca-Frosch, Feuersalamander & Co. ganz nah zu kommen.

Die neuen Themenwelten

Die Themenwelten zeichneten sich durch die große Liebe zum Detail aus und wurden – nach anfänglicher Skepsis – schnell zum Vorbild: Zoodirektoren aus aller Welt kamen nach Hannover, um die moderne Tierhaltung zu begutachten, im Boot über den Sambesi zu gleiten und den Tieren auf eine ganz neue, würdevolle Art zu begegnen.
Bootsfahrt ueber den Sambesi_Erlebnis-Zoo Hannover
Sumpfwallaby
Logo Erlebnis-Zoo Hannover

Heute

Heute ist der Erlebnis-Zoo das beliebteste Ausflugsziel in der Region Hannover und europaweit bekannt. An seiner Attraktivität arbeitet das Zoo-Team ungebremst begeistert weiter und stellt sich neuen tierischen Herausforderungen!
Damals wie heute.

160 Jahre
im Herzen von Hannover

160 Jahre Zoo

Ausstellung

Am 04. Mai wird der Erlebnis-Zoo offiziell 160 Jahre alt. Im Jubiläumsjahr bietet der Zoo eine Zeitreise durch die Geschichte. Die Ausstellung "160 Jahre Zoo" im Ausstellungsgebäude am Zoologicum begeistert mit großformatigen historischen Aufnahmen.
Bild: Bären Butz und Petz

Übrigens:

Für Butz und Petz, die Bären von Georg V., wurde 1863 schnell eine provisorische Unterkunft im parkähnlichen Garten der Wirtschaft „Neues Haus“ gefunden, bis sie im Juli 1864 schließlich in ihr fertig gestelltes Gehege ziehen konnten. Für ihren Zoo hielten die Hannoveraner schon immer zusammen.