Eisbär Milana im Erlebnis-Zoo

Bärenstarke
Teamarbeit

Forschung & Wissenschaft
Tierisch spannend

Ein Eisbär beim Zahnarzt

Zahnbehandlung im Eisbärstall

Wissenschaftliche Teamarbeit: Gemeinsam mit Expertinnen und Experten der Tierärztlichen Hochschule und des Landesmuseums Hannover sorgte das Zoo-Team dafür, dass Eisbärin „Milana“ wieder kraftvoll zubeißen kann.
Eisbär "Milana" im Zoo Hannover
Es war der Geruch, erinnert sich Tierpfleger Lukas Stelljes.
Als Eisbärin „Milana“ beim täglichen medizinischen Training das Maul öffnete, roch es irgendwie anders. Für eine Gegenprobe wandte sich Stelljes Eisbär „Sprinter“ zu und gab ihm das Zeichen zur Maulöffnung: Sein Geruch war neutral, wie ein Eisbär vor der ersten Mahlzeit eben riecht.“
Also schaute der Tierpfleger „Milana“ noch einmal tief ins Maul und entdeckte tatsächlich links oben einen braun verfärbten Backenzahn.
Da es „Milana“ aber nicht an gesundem Appetit mangelte, wurde zunächst getestet, ob der Zahn dem Bären überhaupt Probleme bereitete. „Wir gaben ihr hartes Brot und haben sie beim Fressen beobachtet“, erzählt Lukas Stelljes. Zwei Scheiben später stand fest: Der Eisbär kaute ausschließlich rechts – und musste zum Zahnarzt.

Bärenstarke Hilfe aus dem Landesmuseum und von der TiHo

Während sich Zoo-Tierärztin Dr. Katja von Dörnberg mit Fotos aus dem Eisbärmaul an die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) wandte, bat ihr Kollege Dr. Viktor Molnár im Landesmuseum Hannover um Unterstützung.
Von beiden Seiten kam umgehend bärenstarke Hilfe: Dr. Benjamin Metje, Leiter der Fachabteilung Zahnheilkunde, sagte für die OP zu und Museums-Kuratorin Christiane Schilling brachte zur OP-Vorbereitung vier historische Bärenschädel aus der Sammlung der Abteilung Naturkunde in transportsicheren Kisten zum Zoo.
Viktor Molnár mit historischem Bärenschädel
Viktor Molnár mit historischem Bärenschädel

Viktor Molnár röntgte die Bärenschädel, um die Lage und Länge der Zahnwurzel eines Eisbär-Backenzahns zu bestimmen.

Diese Röntgenaufnahmen sind für die gute Vorbereitung auf eine Zahnbehandlung bei einem Wildtier enorm hilfreich, um die Narkose möglichst kurz zu halten.

Zoo-Tierarzt Viktor Molnár

Benjamin Metje studierte die Röntgenaufnahmen und machte sich zusätzlich vor Ort ein Bild von der tierischen Patientin. Auf Handzeichen öffnete „Milana“ das Maul, sodass der Zahnarzt Lage und Zustand des verfärbten Zahnes inspizieren konnte. Die Tierpflegenden machen ein hervorragendes medizinisches Training mit ihren Eisbären“, lobte der Zahn-Doc beeindruckt.

Die Behandlung

Für eine genaue Diagnostik und Behandlung aber musste der Bär in Narkose gelegt werden. Mit einem Blasrohr pustete Zoo-Doc Molnár den Narkosepfeil in das Hinterteil der Eisbärin. Acht Menschen brauchte es, um die schlafende 326-Kilo schwere Bärin auf einem Tragetuch in die benachbarte Box zu bringen und auf das vorbereitete Podest zu legen.
Zahn-OP Eisbär

Der Eisbären-Stall wurde in Teamarbeit zum OP-Saal umgebaut

Wir haben Matratzen auf das Holz gelegt, damit sie während der Narkose weich liegt.

Tierpfleger Lukas Stelljes

Zahn-OP beim Eisbären

Auf der Röntgenaufnahme gut erkennbar: Der verfärbte Backenzahn war gespalten.

Nachdem die Bärin an alle Narkoseüberwachungsgeräte angeschlossen war, setzte der Zoo-Tierarzt einen kurzen gelben Plastikschlauch auf ihren oberen und unteren rechten Reißzahn, um „Milanas“ Maul für die Behandlung geöffnet zu halten.
Dann untersuchte Zahnarzt Benjamin Metje alle 42 Zähne der Bärin. Deutlich erkennbar: Der verfärbte Backenzahn war gespalten. „An so einer Stelle können Keime eintreten und eine Entzündung im Kiefer verursachen“, erklärte der Zahnarzt – und zog den Zahn. Mit einem kleinen mobilen Röntgengerät machte das Team auch nach dem Eingriff Aufnahmen und wertete sie vor Ort aus, um sicherzugehen, dass auch die Zahn-Wurzel in Gänze entnommen war. Dann wurde die Wunde vernäht und der OP zurückgebaut.
Zahn-OP beim Eisbären
Zahn-OP beim Eisbären

Zoo-Tierarzt Dr. Viktor Molnár und TiHo-Zahnarzt Dr. Benjamin Metje kümmerten sich mit dem gesamten Team um die Bärin.

Geschafft!

Vorsichtig hob das Zoo-Team die Bärin wieder von dem Podest und platzierte sie direkt neben dem Sicherheitsgitter. Von dort konnte das Team, nachdem der Zoo-Veterinär das Gegenmittel injizierte, die Aufwachphase genau beobachten.
Wieder wach, tat „Milana“ das, was jeder macht, dem ein Zahn gezogen wurde: Sie schleckte die Lücke immer wieder ab. Die erste Zeit nach der OP fütterten die Tierpflegenden die Eisbärin mit kleingeschnittenem Fisch, „damit sie nicht kauen muss“, schmunzelt Lukas Stelljes. Doch schon nach einigen Tagen fraß die Bärin wieder ganz normal – und kaute beidseitig.
Eisbär genießt die Luft an Land

Danke

Das Team des Erlebnis-Zoo bedankt sich ganz herzlich bei allen Beteiligten der Stiftung Tierärztliche Hochschule und des Landesmuseums Hannover für die tierisch gute Zusammenarbeit!

Wussten
Sie schon?

Bärenschädel als dem Landesmuseum Hannover
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Erst danach können sie wieder in die Sammlung einsortiert werden.
In der Ausstellung "Naturwelten" im Landesmuseum können Sie die verschiedenen Schädel und viele weitere spannende Exponate von Dinosauriern bis zur Tiefsee bestaunen.

Februar 2025 - SH