Zwei Somali-Wildesel

Ein Tierarzt
aus Tunesien

Zoo ein Unternehmen
Forschung & Wissenschaft

Warum ein Tierarzt aus Tunesien im Zoo viel lernen kann

Achref Gaaya

Tierarzt Achref Gaaya umgeben von Addax und Somali-Wildeseln auf der Nordafrikanischen Wüsten-Anlage

Von Tunesien nach Hannover – Einblick in die Arbeit mit Wildtieren

Im Sommer 2024 öffnete der Erlebnis-Zoo Hannover seine Türen für einen besonderen Gast: den tunesischen Tierarzt Achref Gaaya. Durch eine Hospitation, ermöglicht durch das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa), konnte der tunesische Tierarzt wertvolle Einblicke in die tiermedizinische Arbeit eines modernen Zoos gewinnen.
Neben dem Austausch von Wissen über Tiere in menschlicher Obhut gab es auch einige besondere und emotionale Momente für den Tierarzt aus Nordafrika.
Achref Gaaya arbeitet in Tunesien sowohl in einer Kleintierpraxis als auch ehrenamtlich über die Organisation ATRAkouda im Bou Hedma Nationalpark, wo zuletzt Addax-Antilopen (Addax nasomaculatus) – eine hochbedrohte Tierart, die auch im Erlebnis-Zoo gehalten wird – ausgewildert wurden. Seine Hospitation im Erlebnis-Zoo Hannover ermöglichte ihm, von erfahrenen Zoo-Tierärzten wie Viktor Molnar und Katja von Dörnberg zu lernen und sich auszutauschen.
Zwei Pinguine im leichten Sonnenlicht auf der Yukon-Queen in der Themenwelt Yukon-Bay im Zoo Hannover
Eisbär
Besonders faszinierte ihn, wie medizinische Trainings es ermöglichen, Tiere stressfrei zu untersuchen und ihnen so die bestmögliche Versorgung zukommen zu lassen.
Auch die Begegnung mit den Brillenpinguinen hinterließ bleibenden Eindruck: „In Tunesien gibt es keine Pinguine – und ich habe noch nie zuvor einen gesehen. Ihn halten zu dürfen, war eine einzigartige Erfahrung.“
Ein weiteres Highlight war der Kontakt mit den Eisbären während ihres medizinischen Trainings: „Der Eisbär ist mein spirit animal! Sie sind stark, intelligent und oft unterschätzt – genau wie ich.“ Er schmunzelt: „Und ja, obwohl ich aus einem warmen Land komme, liebe ich Regenwetter! Deshalb hat mir Hannover so gut gefallen.“
Es war unglaublich bereichernd, die direkte Arbeit mit Wildtieren hautnah zu erleben. In Nationalparks interagieren wir selten so eng mit den Tieren – im Zoo kann man sie viel genauer beobachten und ihre Gesundheit langfristig begleiten.

Achref Gaaya

Berberlöwe in Hannover

Emotionale Begegnungen

Neben den lehrreichen Momenten gab es für Achref auch ganz persönliche Highlights. Einer der bewegendsten Augenblicke war die Begegnung mit den Berberlöwen im Erlebnis-Zoo:
„Diese majestätischen Tiere lebten einst in Tunesien, doch sie sind dort seit langer Zeit ausgestorben. Sie nun lebendig zu sehen, war für mich ein sehr emotionaler Moment.“

Zoos als Schlüssel für den internationalen Artenschutz

Als Tierarzt im Bou Hedma Nationalpark weiß Achref, wie essenziell internationale Kooperationen für den Artenschutz sind.
Das Capacity Building, also der Aufbau von Fachwissen und Kompetenzen, ist eine der zentralen Aufgaben der Europäischen Zoovereinigung (EAZA). Die Zusammenarbeit zwischen Zoos und Nationalparks hilft, bedrohte Arten besser zu verstehen und effektive Schutzmaßnahmen zu entwickeln.
„Jedes Tier zählt – gerade bei stark bedrohten Arten wie der Addax. Wir müssen ihr Überleben mit vereinten Kräften sichern.“
Ohne das Wissen, das in Zoos über Jahre hinweg gesammelt wurde, könnten wir den Tieren in der Wildbahn nicht so gut helfen. Ob es um Transport, medizinische Versorgung oder Verhaltensstudien geht – die Expertise von Zoo-Fachleuten ist unverzichtbar.
Tierärzte-Team im Zoo

Faszination Tier-Mensch-Beziehung

Einen bleibenden Eindruck hinterließ bei Achref die enge Bindung zwischen den Tierpflegern und ihren Schützlingen: „Die Tiere kennen ihre Pfleger und vertrauen ihnen – diese Verbindung ist etwas ganz Besonderes. Ich habe so etwas noch nie zuvor erlebt.“
Und mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu: „Natürlich ist das beste Team das Team der Zoo-Tierärzte! Ein großes Dankeschön an Viktor und Katja für diese einmalige Erfahrung.“
Der Erlebnis-Zoo Hannover bleibt für Achref Gaaya nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch ein Ort der Inspiration. Sein Wissen wird er in Tunesien weitergeben – zum Schutz der Wildtiere und der Natur.

Bou Hedma
Nationalpark

Addax in Nationalpark

Ein einzigartiges Schutzgebiet

Der Bou Hedma Nationalpark liegt im Zentrum Tunesiens und erstreckt sich über eine aride Savannenlandschaft, die einst die Heimat vieler nordafrikanischer Wildtiere war. Heute ist der Park ein bedeutendes Schutzgebiet für bedrohte Arten wie die Addax-Antilope, die hier wieder angesiedelt wurden. Besonders herausfordernd ist die Arbeit im Naturschutz, da der Klimawandel die Ausbreitung der Wüste vorantreibt und den Lebensraum vieler Tiere gefährdet. Die enge Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinden spielt dabei eine Schlüsselrolle, denn nur durch ihr Wissen und ihre Unterstützung kann der Schutz der Wildtiere langfristig gesichert werden.
Ohne die Locals würde die Arbeit im Nationalpark nicht funktionieren – sie kennen das Land, die Tiere und die Herausforderungen am besten.

Achref Gaaya

Der Nordafrikanische Rothalsstrauß
Bou Hedma Nationalpark

Auch der Nordafrikanische Rothalsstrauß ist im Nationalpark beheimatet.

Mehr spannende Einblicke in die wichtige Arbeit von Achref Gaaya im Bou Hedma Nationalpark finden Sie außerdem auf Facebook: Bouhedma National Park Conservation Community

Februar 2025 - CM