Känguru "Kiki" ruht sich im Wäschekorb aus

Kleiner
Kämpfer Kiki

Historie

Januar 1980: Die erste erfolgreiche Känguru-Handaufzucht in Hannover

Dieser Artikel erschien zuerst in der Ausgabe Frühjahr 2020 der Zoo-Zeitschrift "JAMBO!".
Känguru "Kiki" bei der Handaufzucht

Ein Findelkind mit besonderem Anspruch

"Kiki" sorgte für Aufsehen. Von Geburt an. Als Tierpfleger Hermfried Edzards am 16. Januar 1980 im Stall ein winziges Rotes Riesenkänguru entdeckte, dass aus dem Beutel seiner Mutter gefallen oder gar geworfen worden war, ahnte er nicht, wie sehr sich sein Leben in den nächsten Monaten ändern sollte. 
Das gerade einmal 1.900 Gramm schwere Känguru-Jungtier war bereits stark unterkühlt und atmete nur noch flach. Edzards setzte das Mini-Känguru sofort unter eine Wärmelampe und baute ihm eine warme Höhle aus Handtüchern in einem Wäschekorb. Von Stund an waren Hannelore und Hermfried Edzards Pflegeeltern eines höchst anspruchsvollen Hüpfers.

Ein kleiner Kämpfer auf wackeligen Beinen

Nie zuvor war in Deutschland die Handaufzucht eines Beuteltieres gelungen und auch bei Kiki standen die Chancen nicht gut. Aber der Winzling erwies sich als Kämpfer. Jede Stunde wurde er mit einer Aufzuchtmilch für Hunde aus einer kleinen Plastik-Nuckelflasche gefüttert. Schon vier Tage später hatte das Jungtier über 200 Gramm zugenommen. „Wir mussten mehrmals nachts aus dem Bett, um Kiki zu füttern“, erinnert sich der Tierpfleger. 
Als Kiki größer und mobiler wurde (und immer anhänglicher), hüpfte er immer zwischen den Beinen seiner Menschen umher. Besonders anstrengend, wenn das Mini-Känguru tagsüber schlief und nachts unbedingt spielen wollte. Im Herbst wurde das inzwischen neun Kilogramm schwere Känguru in den Känguru-Bereich des Zoos zurückgebracht. So anstrengend der Hüpfer auch manchmal war, Hermfried Edzards denkt noch heute gerne an Kiki zurück.
Känguru "Kiki" mit Tierpfleger Hermfried Edzards
Känguru "Kiki" bei der Handaufzucht
Es war eine wunderschöne Zeit, eine wahnsinnige Erfahrung.

Tierpfleger Hermfried Edzard

Känguru Kiki verstarb wenige Jahre später an der „Lumpy Jaw Disease“ (LJD). Heute, 40 Jahre später, kommt Hilfe für die Kängurus: Tierarzt Felix Wackermann hat im Rahmen seiner Doktorarbeit die beste Röntgenmethode zur Diagnostik und Früherkennung der LJD erforscht.

Keilkissen
für Kängurus

Behutsamer Forscher: Felix Wackermann im Erlebnis-Zoo Hannover

Zoo-Forschungsarbeit über Lumpy Jaw Disease

Kängurus sind nicht nur für ihren Beutel bekannt, sondern leider auch für eine Beule, die sich oft in ihrem Kiefer entwickelt. „Lumpy Jaw Disease“ (LJD) ist eine chronische Erkrankung der Kieferknochen, die – wenn zu spät entdeckt – für die Tiere tödlich enden kann.
Um die Krankheit frühzeitig radiologisch diagnostizieren zu können, hat Tiermedizinstudent (und Zoo-Scout) Felix Wackermann im Rahmen seiner Doktorarbeit im Erlebnis-Zoo geforscht und unter anderem die beste Kopf-Position für Röntgenaufnahmen bei den Beuteltieren entwickelt - abgesehen von der Computertomografie (CT). „Aber ein CT ist nicht für jeden Zoo verfügbar, ein Röntgengerät schon“, so Wackermann.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Ausgabe Frühjahr 2020 der Zoo-Zeitschrift "JAMBO!".