Schimpansen

Tiere im Alter

Tierisch spannend

Wenn Tiere altern: Am Beispiel von Schimpanse "Max"

Wenn Schimpansenmännchen "Max" morgens aus seinem Schlafbereich kommt, nimmt er sich Zeit. Er bewegt sich langsam, beobachtet seine Umgebung aufmerksam – der Start in den Tag verläuft bei ihm in ruhigem Tempo. Mit über 60 Jahren gehört "Max" zu den ältesten Tieren im Erlebnis-Zoo Hannover. Für das Team rund um Tierarzt Dr. Viktor Molnár ist er ein tierischer Senior, der besondere Aufmerksamkeit braucht. Denn die Betreuung älterer Tiere ist ein essenzieller Bestandteil einer verantwortungsvollen Haltung.
Schimpanse Max

"Max" auf der Anlage, wie er alles genau beobachtet.

Welfare Assessments

Im Zoo sorgen sogenannte „Welfare Assessments“ – regelmäßige Beurteilungen des Gesundheits- und Allgemeinzustands – dafür, dass Veränderungen bei älteren Tieren frühzeitig erkannt werden. Bei "Max" erfolgt diese Einschätzung alle drei Monate. Beweglichkeit, Verhalten, Futteraufnahme – alles wird dokumentiert. Auch zwischen den Terminen behalten die Tierpflegenden ihre Schützlinge im Blick und ziehen bei Auffälligkeiten das tierärztliche Team hinzu.
Unser Ziel ist es, alles für eine altersgerechte Versorgung zu tun.

Dr. Viktor Molnár

Max

"Max" verspeist eine Tomate.

Das Lieblingsessen von Schimpanse "Max"

"Max" ist nicht mehr so beweglich wie früher – das ist eine natürliche Alterserscheinung, wie auch beim Menschen. Nicht jede Veränderung lässt sich allein auf das Alter zurückführen: Auch das Wetter, etwa nass-kalte Tage, kann sich auf sein Verhalten auswirken, berichten die Tierpflegenden. „Manchmal haben wir das Gefühl, dass er etwas wetterfühlig ist“, heißt es aus dem Team. In solchen Momenten nimmt sich "Max" mehr Zeit für einzelne Abläufe. Dank der genauen Beobachtung kennen die Pflegenden "Max" Verhalten und Vorlieben sehr gut und wissen, wie sie in diesen Phasen mit ihm umgehen. „Er hat uns völlig im Griff“, erzählt eine Tierpflegende mit einem Lächeln. „Wenn er etwas braucht, klatscht er – und wir überlegen, was es sein könnte.” Oft sind es Tomaten oder Trauben, die sind nämlich sein Lieblingsessen.
Zoo-Journal Blog Artikel Tierärzte

Dr. Viktor Molnár und Laura Gaitzsch (Volontärin Tiermedizin) analysieren Röntgenaufnahmen von Drill-Seniorin Daphne.

Medizinische Versorgung im Alter

Wenn Beschwerden auftreten, ist die Erfahrung des Tierärzteteams gefragt. Besonders ältere Tiere reagieren auf eine Narkose empfindlich. Zum Teil schadet eine Narkose auch mehr, als dass sie am Ende hilft. Bei Max etwa wird eine altersbedingte Arthrose vermutet, die medikamentös behandelt wird, um ihm seinen Tagesablauf zu erleichtern. Möglich werden diese Behandlungen ohne Narkose durch gezieltes Tiertraining: Max lernt aktuell, sich bei einer Blutabnahme ruhig zu verhalten, so dass wichtige Untersuchungen routiniert ablaufen.
Zoo-Journal Blog Artikel Tierärzte

Dr. Viktor Molnár bereitet sich auf ein Welfare Assessment vor.

Internationaler Austausch

„Unser Ziel ist es, alles für eine altersgerechte Versorgung zu tun“, sagt Dr. Viktor Molnár. Auch schwierige Entscheidungen gehören dazu – etwa, wann eine Therapie noch sinnvoll ist oder wann eine Behandlung keine Lebensqualität mehr ermöglicht. Solche Fälle werden in enger Abstimmung mit dem gesamten Team, Tierärzte und Tierpflegende, besprochen. Wenn keine Behandlungsalternative mehr möglich ist, muss das Team manchmal die schwere Entscheidung treffen, ein Tier einzuschläfern. In internationalen Zootierärzte-Foren und Tagungen, zuletzt in Kanada und Ungarn, tauscht sich das Tierärzteteam ebenfalls regelmäßig mit Kolleginnen und Kollegen aus. Dabei wird sich über die neuesten Methoden ausgetauscht, aber auch diskutiert, wo die Grenzen der tiermedizinischen Möglichkeiten liegen.

Wussten
Sie schon?

Elefanten
Auch unsere Elefantendame "Indra" gehört zu unseren Senioren. Sie ist in diesem Jahr 52 Jahre alt geworden. 2023 feierte das Zoo-Team den 50. Geburtstag der Elefanten-Chefin mit einer großen Torte und einem bunten Buffet. Hier gibt es weitere Informationen.
Im Zoo werden die Tiere in den meisten Fällen älter als in freier Wildbahn. Hier lesen Sie noch mehr über Zootiere, die ins Seniorenalter kommen.

Angepasstes Futter für "Max"

Ebenso bedeutsam ist in dem Zusammenhang des “Welfare Assessment” die Ernährung. Wie beim Menschen, kann die Nahrung einen Beitrag dazu leisten, medizinischen Beschwerden vorzubeugen. Bei Fütterungen wird ein besonderes Augenmerk auf Max Alter gelegt. In der Gruppe ist er nicht immer der Schnellste – da kommen jüngere Schimpansen oft zuerst an die besten Leckerbissen. Deshalb bekommt Max seine eigene Portion, abgestimmt auf seine Bedürfnisse: nährstoffreich und hochkalorisch. Mit der richtigen Pflege, fachlicher Begleitung und täglichen Beobachtungen schafft das Zoo-Team die Voraussetzungen dafür, dass auch ältere Tiere wie Max ihren Alltag im Zoo aktiv und möglichst beschwerdefrei erleben können.
Schimpansen
Schimpanse Max

Der Platz an der Fensterscheibe ist laut Tierpflegenden "Max" Lieblingsplatz.